Wandlungen und Transformationsprozesse

Ein Projekt in Georgien

Barbara Geyer FL, Ursula Tscherne A

Samstag, 18. Oktober 2025, 18 Uhr

Einführung: Mag. Hartwig Knack, Kunsthistoriker

Eröffnung: Stephan Schimanowa, Kulturstadtrat Mödling

Musik: Teona Mosia, Georgien, Gesang

 


Dauer der Ausstellung bis 15. November 2025 mit Finissage

Öffnungszeiten: Fr 15 – 18 Uhr, Sa 10 – 13 und 14 – 17 Uhr


 

Im Rahmen einer künstlerischen Forschungsreise waren Barbara Geyer (FL) und Ursula Tscherne (A) 2022 zwei Wochen in Georgien unterwegs. Ihre Reise führte sie durch Westgeorgien, Anaklia am Schwarzen Meer, in abgelegene Dörfer in Svanetien (Adishi), über Javaketien (Vardzia und Gorelovka) nach Tbilisi.

Ihre Art zu reisen war, Landschaften, Orte und Menschen auf eine forschende Weise zu erleben – ohne starre Route, spontan und offen für alles, was sich unterwegs zeigte.

Die unglaubliche Gastfreundschaft und das reiche kulturelle Lebender GeorgierInnen haben den „Roadtrip“ der beiden Künstlerinnen sehr bereichert.

Während des Unterwegsseins pflegten die beiden eine tägliche Praxis von bewusstem Innehalten: Kleine Übergangsrituale zwischen Alltags- und erweitertem Bewusstsein, eine wiederkehrende Pflege von “Zustands- und Blickwechseln“.

Jeden Tag um 16.30, egal an welchem Ort, am Rand einer staubigen Bergstraße, auf einer Alm zwischen Kühen, am Ufer eines Flusses, auf einem Kirchplatz in Tbilisi oder am Fuß eines Gletschers, saßen die Künstlerinnen still, nahmen die Umgebung auf, beobachteten, spürten die archaische Verbindung zwischen Körper, Ort und Moment.

Diese Unterbrechungen des gewohnten Laufs erlebten die beiden als Teil ihrer künstlerischen Praxis, als Basis, dem im Außen Erlebten und Erfahrenen durch erweiterte Innenräume zu begegnen.

Während der Zeit in Georgien und auch danach, beschäftigte sie der Blick und die Sichtweisen, die sich veränderten. Speziell für Ursula Tscherne, die längere Zeit im Land lebte: von Verklärung, Faszination alles Verfallenden und Fremden zu einer realistischeren und nachdenklichen Haltung unserer Welt gegenüber. 

Staunen und Wundern und Perspektivenwechsel!

Zurück in ihren Ateliers daheim entstanden sehr unterschiedliche Arbeiten. 

Barbara Geyers künstlerische Sprache setzt sich auch bei diesem Projekt fort und findet ihren Ausdruck neben Camara Obscura Fotografien in Objekten und Installationen.

Ursula Tscherne zeigt Bilder, wobei sie Fotografie, Malerei und Drucktechniken kombiniert.

Das Projekt wurde von der Kulturstiftung Liechtenstein gefördert und wird in beiden Ländern präsentiert.


BARBARA GEYER

Bei Barbara Geyer verwandelt sich der begrenzte Raum in atmende Schachteln. Diese werden zu lebendigen Gefäßen, durchdrungen von einem inneren Puls, der beständig gegen seine Begrenzung drängt, sie infrage stellt und zu sprengen sucht. ‘Atempause‘ nennt die Künstlerin ihre Arbeiten. Damit bringt sie den Aspekt des Innehaltens mit ein, oder des Übergangs zwischen zwei Zuständen, zwei Momenten, zwischen Erfahrung und Verwandlung. 

In Bezug auf Georgien spricht sie in dieser Arbeit die unter der Oberfläche brodelnde gespaltene und unzufriedene Zivilgesellschaft Georgiens an, die mit den nicht enden wollenden Demonstrationen in den Großstädten, ihrem Unmut über die herrschende Politik Ausdruck verleiht.

Auch in den Selbstbildnissen mit der Camera obscura wird diese Haltung spürbar. Die Künstlerin zeigt sich sitzend, lauschend, verbunden mit der Umgebung. Die Orte sind bedeutungsvoll – sie sprechen von persönlicher Geschichte und Erinnerung. Die lange Belichtungszeit der Camera obscura ermöglicht das Erfassen eines Prozesses, eines Zustands der Wandlung. Wieder wird das Stillhalten zur Atempause, zur Öffnung nach innen. Barbara Geyers Werke folgen der Spur einer inneren Wildnis, und bringen sie in Resonanz mit einer äußeren Wildnis, die uns zunehmend entgleitet.

(Text zu B.G.: Tanja Warring und U. Tscherne)

www.barbarageyer.net


URSULA TSCHERNE

Ursula Tscherne zeigt in dieser Ausstellung Bilder, die während ihres 9-monatigen Aufenthalts in Georgien und danach geschaffen wurden. 

So entstanden Werke, die gleichermaßen aus unmittelbarer Wahrnehmung und reflektierter Erinnerung gespeist sind. Sie zeigen nicht, wie Georgien aussieht, sondern wie es sich anfühlt. Die Rituale des täglichen Innehaltens schärften ihren Blick für Details, für das Offensichtliche und Verborgene, für das Zusammenspiel von Lautem und Leisen, Verfall und Lebendigkeit, die Stille zwischen Staub und Bewegung. Die Orte, die sie aufsuchte, waren rau, unaufgeräumt, oft ‚unschön‘, aber genau das verlieh ihnen die Kraft. 

In Ursula Tschernes Arbeiten verdichten sich Wahrnehmung, Erinnerung und Intuition zu einer künstlerischen Sprache, die das ‚Nicht-Gesagte‘ sichtbar macht. 

Oft thematisiert sie in ihren Bildern das Aufeinandertreffen von Gegensätzen in einer ihr eigenen poetischen Weise: 

Gesichter auf Grabsteinen, eingebettet in Farbräume, die wie Erinnerungen an gelebte Leben anmuten, Detailreichtum georgischer Häuser und Betonwände moderner Mobilitätsansprüche, Plattenbauten, die zunächst nur den Zerfall und die Vielfalt der Wohnungen zeigen, sich später aber mit grafischen Wurzeln zu Bildern, von Heimat, Verwurzelung und menschlicher Geschichte verbinden.

Die Bilder haben neben einer persönlichen immer auch eine gesellschaftliche Dimension. 

www.utscherne.at    

für zusätzliche Informationen: Kontakt: office@utscherne.at